Kniegelenk

Das Knie ist eines der wichtigsten Gelenke im menschlichen Körper. Ohne unsere Kniegelenke können wir nicht gehen, laufen oder Sport treiben. Durch die permanente Belastung ist das Kniegelenk das am meisten geschädigte Gelenk. Millionen Deutsche leiden unter Kniebeschwerden, unabhängig davon, ob sie sportlich aktiv sind oder nicht, ob sie Freizeitsportler oder Profis sind. Bänderrisse, Meniskus- und Knorpelschäden zählen zu den häufigsten Verletzungen.

Die Behandlung von Kniegelenkleiden ist einer der therapeutischen Schwerpunkte der Tagesklinik Esplanade. Dabei haben wir uns auf die operative Behandlung von Kreuzbandrissen, Meniskusrissen und weiteren Kniegelenkerkrankungen (Kniescheibengelenk, Knorpel, Gonarthrose) spezialisiert.

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Der Kreuzbandriss

Die Kreuzbänder sind neben den Seitenbändern die wesentliche Stabilisatoren des Kniegelenkes. Kreuzbandverletzungen entstehen durch unfreiwillige, plötzliche und starke Verdrehungen des Kniegelenkes. Akute Verletzungen der Kreuzbänder führen häufig zu einer Schwellung des betroffenen Kniegelenkes verbunden mit Schmerzen, Druckgefühl, Bewegungseinschränkung und gelegentlich zu einem sofort bemerkbaren Unsicherheitsgefühl. Bei länger bestehendem Kreuzbandverletzungen fühlen sich die Patienten häufig unsicher und nicht ausreichend belastungsfähig. Mögliche Folge der chronischen Instabilität sind Sekundärschäden bspw. an den Menisken und dem Gelenkknorpel.

Therapie

In ausgewählten Fällen – bspw. nur minimale Instabilität, keine weiteren Nebenverletzungen, keine besondere sportliche Aktivität – ist die nichtoperative Therapie möglich. Durch die Versorgung mit speziellen Orthesen und einer entsprechenden physiotherapeutischen Behandlung gelingt es eine ausreichende Stabilität wieder herzustellen. Ein dauerhaftes Muskeltraining sollte sich dann anschließen.

Bei jungen Patienten, Sportlern und sportlich aktiven Patienten sollte die stabilisierende Funktion der Kreuzbänder operativ wiederhergestellt werden. In diesen Fällen ist eine sogenannte Kreuzbandersatzoperation notwendig. Dabei wird das gerissene Kreuzband durch eine körpereigene Sehne arthroskopisch ersetzt. Je nach Sportart kehren 70-80% der Athleten nach ca. 8-10 Monaten wieder an ihr vorheriges sportliches Niveau zurück.

Operationen am Kreuzband

Die vordere Kreuzbandruptur wird in unserer Tagesklinik durch Ersatz des Bandes mit körpereigener Sehne (Patellasehne, Semitendinosus-/ Gracilissehne, Quadricepssehne) behandelt. Von entscheidener Bedeutung für den Erfolg – Stabilität der vorderen Kreuzbandersatzplastik – ist die anatomische Positionierung des neuen Bandes im Kniegelenk. Zur Orientierung für die anatomische Positionierung der Bohrkanüle verwenden wir für die femorale Insertion (am Oberschenkel) die Quadrantenmethode nach Bernard und für die tibiale Insertion (am Unterschenkel) die Methode nach Strobel.

  • Press -fit- Doppelbündeltechnik
  • Knochen – Sehne – Knochen

Bei dem Ersatz des vorderen Kreuzbandes durch ein Teil der Patellasehne wenden wir die Technik nach Hertel an, welche wir bei ihm persönlich über Jahre im Rahmen unserer Ausbildung erlernen durften. Bei dieser Methode wird ein Streifen der Patellasehne mit anhängenden Knochenblöcken über einen circa 4-5 cm langen Hautschnitt entnommen und durch eine spezielle Press-fit-Verblockungstechnik nach Hertel an den anatomischen Ansätzen befestigt.

© Smith+Nephew

Diese beiden Sehnen befinden sich an der Innenseite des Kniegelenkes und Oberschenkels. Die Nutzung dieser Sehnen, der sog. Hamstrings als Ersatz des vorderen Kreuzbandes erfordert zur Befestigung des Bandes den Einsatz von Fixierungssystemen, da die Entnahme dieser Bänder nicht mit Knochenblöcken möglich ist. Die Entnahme erfolgt über einen 3-4 cm langen Hautschnitt an der Innenseite des Schienbeinkopfes. Für die femorale Fixierung (am Oberschenkel) verwenden wir die sogenannte Endobuttontechnik. Bei der Endobuttontechnik wird das Band mittels Metallplättchen an der Außenseite des Oberschenkels aufgehängt.

Die tibiale (Unterschenkel) Fixierung erfolgt mit resorbierbaren Kunststoffschrauben. Strukturbedingt müssen die Sehnen entsprechend ihrer Dicke doppelt, dreifach oder sogar vierfach gebündelt und dann im Kniegelenk befestigt werden.

Einheilung, Reißfestigkeit, stabile Fixation sind langfristig noch nicht abgesichert. Probleme können bei erneutem Riss oder Elongation des Bandes auftreten. Sollte dann eine weitere Bandplastik erfolgen müssen, sind die bestehenden nicht vollständig mit Knochen aufgefüllten Bohrlöcher ein Problem. Diese müssten dann mit Knochen aufgefüllt werden und erst in einem zweiten Eingriff könnte ein neues Transplantat eingesetzt werden.

Bei Nutzung dieser oberhalb der Kniescheibe sich befindenden Sehne kann auf der einen Seite des Bandes ein anhängender Knochenblock aus der Patella entnommen werden.
Dieser Knochenblock wird zur einseitigen Fixierung genutzt, die Gegenseite des Transplantats wird mit Fixierungssystemen wie oben beschrieben befestigt Zur Entnahme des Transplantates wird ein circa 6 cm langer Hautschnitt benötigt. Verwendung findet dieses Transplantat in erster Linie bei vorher aufgebrauchtem nicht mehr zur Verfügung stehendem Sehnenmaterial (Patellasehne, Semitendinosus- sehne/ Gracilissehne).

Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden sind bei der Transplantatauswahl immer zu berücksichtigen, desweiteren müssen individuelle Faktoren (Größe, Beruf, Anspruchsniveau, etc.) beachtet werden.

Die vordere Kreuzbandersatzplastik ist und wird auch in Zukunft immer ein Kompromiss zur Anatomie sein. Bei entsprechender Operation kann dieser Kompromiss dem natürlichen Kreuzband sehr nahe kommen. Entscheidend für den Erfolg der Operation – Stabilität des Kniegelenkes – ist die Erfahrung des Operateurs in der Kreuzbandchirurgie.

Nachbehandlung

Im Anschluss an die durchgeführte Operation oder nach dem stationären Aufenthalt werden Sie kompetent in unserer Einrichtung weiter betreut. Dies beinhaltet die Kontrolle der Wundheilung sowie die Einleitung und Überwachung der physiotherapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen. Wir stellen Ihnen für bestimmte Operationen eine krankengymnastische Therapieempfehlung zur Verfügung. Detaillierte Nachbehandlungsvorschläge zu jeder Operation können sie den folgenden PDF-Dokumenten entnehmen.

Meniskusriss

Die Menisken im Kniegelenk haben neben der schützenden Funktion als „Puffer“ zwischen Oberschenkel und Unterschenkel auch einen wesentlichen Anteil an der Stabilität des Kniegelenkes. Ein Riss des Innenmeniskus- oder Außenmeniskus entsteht durch eine Verletzung des Kniegelenkes oder viel häufiger durch Verschleiß. Minimale Rissbildung in Verbindung mit nur marginalen kurzfristigen Beschwerden werden durch uns konservativ behandelt.

Große Rissbildungen, Meniskusrisse mit starken Schmerzen oder Meniskusrisse mit Kniegelenkblockaden sollten operativ therapiert werden. Diese Rissbildungen werden bei geeigneter Rissform durch Naht bzw. spezielle Anker refixiert. Ist eine Reparatur des geschädigten Meniskus nicht möglich muss ein kleiner Bereich entfernt werden. Hierbei gilt das Prinzip – so wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Weitere Kniegelenkerkrankungen

Femoropatellargelenk – Kniescheibengelenk

Kniegelenkschmerzen sind häufig bedingt durch anatomische Varianten im Bereich des Kniescheibengelenkes. Bindegewebsschwäche, muskuläre Dysbalancen, Beinfehlstellungen (X-Bein, O-Bein ) oder Formvarianten der Kniescheibe und ihres Gleitlagers am Oberschenkel führen zu Fehlbelastungen und im Extremfall zur Verrenkung der Kniescheibe mit Verletzung des Halteapparates (Luxation).

Die konservative Therapie beinhaltet physiotherapeutische Behandlung, Versorgung mit Orthesen, Bandagen und Einlagen.

Bei therapieresistenten Schmerzen und nach Luxationen sollte die Operation mit Wiederherstellung des Halteapparates mittels körpereigener Sehne in Erwägung gezogen werden, gegebenenfalls mit zusätzlichen Rekonstruktionen.

Knorpel

Alle knöchernen Strukturen im Kniegelenk sind überzogen von einem speziellen Knorpel. Dieser absorbiert Druck- und Scherkräfte und erlaubt das Gleiten der Gelenkpartner gegeneinander. Knorpelschäden entstehen entweder nach Verletzung des Kniegelenkes oder durch vorzeitigen Verschleiß, bedingt durch Fehlstellungen oder Fehlbelastungen.

Bei der konservativen Therapie kommen physiotherapeutische Behandlungen, dosierter Muskelaufbau, spezielle Bandagen bzw. Orthesen zur Anwendung. Von entscheidender Bedeutung sind die Vermeidung von Fehlbelastungen und die Belastungsdosierung. Nach Injektion von Hyaluronsäure berichten viele Patienten über Beschwerdelinderung.

In Abhängigkeit von der Schwere des Knorpelschadens kann eine operative Therapie notwendig sein. Entsprechend der Größe des Defektes kommen unterschiedliche Methoden zur Anwendung (bspw. Anbohrung, Knorpelzelltransplantation) oder bzw. in Kombination mit einer Korrektur von Achsfehlstellungen, die sogenannte Umstellungsosteotomie.

Gonarthrose

Dieses Krankheitsbild bezeichnet im Prinzip den vollständigen Verschleiß des Kniegelenkes. Es finden sich dabei neben schwersten Veränderungen der Menisken vor allem ein massiver Knorpelverschleiß bis hin zum vollständigen Fehlen des Knorpels, so dass die Gelenkpartner aufeinander reiben. Hochgradige Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Schwellung des Gelenkes und massiv beeinträchtigte Belastbarkeit sind die unangenehmen Folgen für die Patienten. Durch Belastungsdosierung, physiotherapeutische Anwendungen, Orthesennutzung und Injektionstherapie mit entzündungshemmenden Mitteln können die Beschwerden für eine gewisse Zeit gelindert werden.

Bei der operativen Therapie ist der sogenannte Kniegelenkersatz (Oberflächenersatz/Prothese/TEP) möglich. Die geschädigten Gelenkflächen werden durch Metallimplantate ersetzt. Es wird unterschieden zwischen Totalendoprothese ( bicondylär, Vollprothese) und Schlittenprothese (unicondylär, Teilprothese). Bei der Schlittenprothese wird nur der Teilbereich der geschädigt ist erneuert.